26. März 2016
Der Traum “Café de María” ist jeden Tag auf’s Neue überwältigend. Jeden Tag, jeden Moment, jedes Ereignis und jeden Besuch nehme ich unheimlich intensiv wahr und so spüre ich, dass dieser Ort weiterhin auf die natürlichste und gesundeste Weise heranwächst. Immer wenn ich einer kleinen Herausforderung gewachsen bin und mein Kopf sein Okay gibt, dass ich es verinnerlicht habe, wartet die nächste Aufgabe auf mich. Umgekehrt scheinen sich einige Herausforderungen oder Aufgaben stets zu wiederholen, weil ich sie innerlich noch nicht aufgenommen habe. So muss ich gerade nochmals feststellen, dass meine Energie einfach nicht grenzenlos ist; und es nicht ganz risikofrei ist, dass meine Motivation & Tatendrang inklusive unendlich vieler sprudelnder Ideen größer sind als meine Erschöpfung. Würde ich dies durch Zahlen ersetzen, würde es vielleicht 2 = 1 lauten. 2 ist jedoch nicht 1, insofern ist es naheliegend, dass daran anknüpfend meine Lust & Motivation extrem fallen oder meine Müdigkeit noch größer werden muss. Beides würde diesem Ort nicht gut tun! Diese Erkenntnis habe ich bereits in mein Buch der “Café-Lehren” geschrieben.
Als ich diese Erkenntnis hatte (die eigentlich sooo banal ist!), habe ich mich an eine sehr schöne Lebenserfahrung zurückerinnert, die ich rückblickend vielleicht nur für das positive Heranwachsen von meinem Café machen musste. Vor zwei Jahren bin ich absolut unvorbereitet einen Marathon gelaufen. Es war ein viertägiger Lauf. An den ersten beiden Tagen bin ich nur die Halbmarathone gelaufen (es waren zwar nicht meine ersten, jedoch war ich zu der Zeit selbst für einen Halbmarathon nicht trainiert genug – so dachte ich, aber wie ich erkannt habe, ist vieles allein vom Kopf abhängig. Ich glaube, in den meisten Fällen setzt unser Kopf die Grenzen all unserer Möglichkeiten). Ohne mir die Distanz von 42 km wirklich vorstellen zu können, wollte ich am 3. Tag den Marathon laufen. Ich habe morgens vor dem Start noch einmal in mich hinein gehört, ob sich mein Körper bei der Idee wohl fühlte. Das Gefühl war gut. Und auf ging es!
Tatsächlich bin ich so langsam gelaufen, dass ich gefühlt Stunden über Stunden ohne Ende hätte laufen können. Als ich am Ziel vom Halbmarathon ankam, fühlte ich mich so, als hätte ich gerade erst begonnen. Drei Dinge habe ich während des Laufs berücksichtigt:
1. zu gehen, wenn es bergauf ging, um nicht zu viele Energien aufzuwenden (d. h. für’s Café, langsamer machen & nicht das Maximum erzwingen, wenn stärkerer Gegenwind aufkommt),
2. alle 5-10 km eine Pause zu machen, Wasser zu trinken und vielleicht etwas zu essen (d. h. mich immer früh genug mit Energiereserven zu versorgen, vor allem wenn ich den weiteren Weg und die Anstrengung nicht kenne, ja, das gilt auch für mein Café, denn ich weiß nicht, wie es sich auch nur heute, morgen oder in den nächsten Wochen entwickeln wird),
3. und eben genau so langsam zu laufen ohne mich total zu verausgaben, das Lachen im Gesicht zu behalten, um meine Umwelt bewusst wahrnehmen zu können (beim Laufen vielleicht auch mal ein Foto von der faszinierenden Landschaft zu machen, um Momente festzuhalten) und in diesem Tempo kontinuierlich weiterzulaufen.
Ja…. und genau an dieser Stelle gibt es eine signifikante Abweichung zu meinem Café. In dem Umfang, in dem ich in den letzten Wochen (bis zum Ende der ersten 6 Monate) gearbeitet habe, war für die essentielle Erfahrung, meine Grenzen kennenzulernen, gut. Aber es war eben: Tatendrang > Müdigkeit oder 2 = 1.
Nun denke ich an den Marathon & eine Distanz, die ich zuvor nie gelaufen bin, zurück. Dabei stelle ich mir die Frage: Könnte ich in diesem Umfang in diesem Jahr ohne Pause meinen Laden managen? Ich habe begriffen, dass ich nicht jede Idee noch heute umsetzen muss, stattdessen habe ich ein Ideenbuch angelegt. Und…. ich lebe meinen Traum, ich kann mein Tempo bestimmen, und ich warte nicht darauf, mir ein schönes Leben zu machen, wenn ich einmal alt bin. Insofern schalte ich nun einen Gang runter und verausgabe mich nicht zu 100%. Vielleicht würde es langfristig bedeuten, dass ich weniger Geld für die Rente zurücklegen kann. Aber wer sagt denn, dass man mit 65 in Rente gehen muss, wenn man das tut, was man liebt? Der Gedanke lässt gegenwärtig erst einmal einen Hauch von Leichtigkeit in meinem Alltag mitschwingen.
Seitdem ich diese Erkenntnis in mein Buch niedergeschrieben habe, scheint ein weiterer Knoten hier geplatzt zu sein. Plötzlich kommen noch mehr neue Leute zu mir und ich höre so viel Positives von ihnen. Plötzlich ist die Entwicklung wieder im reinen flow. So merke ich, dass mein Café zu Beginn im ersten halben Jahr wie eine kleine Raupe war, die sich gerade in einen Kokon verwandelt hat. Damit der zukünftige Schmetterling seine Flügel entfalten und fliegen kann, muss er noch gewisse Kräfte aufbauen, um aus dem Kokon zu schlüpfen.
Genau in dieser Phase befinde ich mich gerade. Das eine odere muss ich noch lernen, erfahren und für mich erkennen, um bald fliegen zu können. Mal sehen, wann ich den Zeitpunkt erreicht haben werde, den Kokon aufzubrechen…
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