Verköstigungen

Es war keine Kaffeeverköstigung. Es war eine Karussell- & Achterbahnfahrt für die Geschmackssinne. Es war eine Erlebnisreise, zwei Stunden absolute Auszeit von der Normalität & dem Alltag. Und das in der Nachbarschaft, in diesem unscheinbaren Eckladen an einer gewöhnlichen Straßenecke in Bielefeld.

Essen & Trinken bedeuten Leben. In der allerschönsten Form heißt Leben Zeit und Genuss. Denn die schönste Zeit, die schönsten Augenblicke, an die wir uns erinnern, sind diejenigen, die wir intensiv genossen haben – so denke ich jedenfalls.

Doch wenn Essen & Trinken = Leben = Lebensgenuss & Freude bedeuten, wieso erleben wir unseren Konsum häufig nur bedingt mit unseren Geschmacks- & Geruchssinnen? Häufig kennen wir die Aromen und Gewürze, wenn wir etwas probieren, aber zuordnen können wir sie in vielen Fällen nicht.

Kaffee allein ist mit seinen rund 800 Aromen eines der edelsten und komplexesten natürlichen Genussgüter und bietet uns unheimlich viele Geschmackserlebnisse, die von fruchtig-beerig über ausgewogen-schokoladig bis hin zu nussig-herb reichen. Paare ich diese Aromenvielfalt der Kaffees mit unterschiedlichsten süßen und herzhaften Speisen erreiche ich beinahe eine Verwirrung der Geschmackssinne, denn es entsteht eine Matrix jeglicher Geschmackskombinationen.

Bei der Verköstigung gab es einen bunten Teller gefüllt mit Käse-, Schoko- und Zitronenkuchen, Käsebrote, Quarkbrötchen, Schafskäsequiche, Croissant mit Omas Kornellkirschmarmelade und Vollmilch- & Zartbitterschokolade. Dazu vier Kaffees mit ausgewogenen Schokonoten, Zartbitter- und Schwarzteearomen (beide aus Ecuador), Johannisbeeraromen (aus Kenia) und Aromen von kandierten Kirschen & Muskat (aus Sulawesi). Erst haben wir eine Speise probiert und sie mit den verschiedenen Kaffees im Mund vermischt. Wie sich die Aromen auf unterschiedlichste Weise entwickelt haben! Wie die Gesichtsausdrücke waren! Vor allem die Gesichtsausdrücke und Reaktionen, wenn etwas extrem harmonierte. Die Augen wurden plötzlich weit aufgerissen. Der Kaffee aus Sulawesi mit dem orientalischen Couscoussalat mit Rosinen, Erdnussbutter und Zimt war wie eine Explosion im Mund. Plötzlich schmeckte man im Nachgang nicht mehr den kräftigen Kaffee, sondern hinten im Gaumen nur noch die Gewürze der Speise und das auf eine intensive Weise.

Eigentlich war meine Idee, die Kaffees bei mir so zu verköstigen, wie man ihn im Alltag letztlich auch genießt, zum Frühstück, mit einem guten Freund oder zu Kaffee und Kuchen. Doch es ist etwas ganz Anderes entstanden, etwas das viel mehr zu dem Ort “Café de María” passt. Denn das Zitat hierzu lautet: “Wenn Du das Geheimnis kennst, den Moment zu genießen, kennst Du das Geheimnis des wundervollen Lebens.”