4. Januar 2016

Wenn man die Kalenderjahre betrachtet, hat Café de María sein erstes Jahr -2015- beendet. Jedenfalls habe ich in meinem Businessplan alle Zahlen nicht für die ersten 12 Monate sondern für 2015, dann 2016 und 2017 berechnet. Eigentlich wollte ich die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr nutzen, um meine Geschäftszahlen zu vergleichen und zu analysieren. Denn ich hatte doch zu der Zeit, als ich meinen Businessplan geschrieben habe, noch keine Ahnung, wie Café de María sich entwicklen würde. Mein Vorstellungsvermögen reichte zu Beginn kaum aus, um auch nur 5 Personen am Tag in meinen Gedanken zusehen. Aber meine Fixkosten waren die Basis, um auszurechnen, wie viele Kaffees ich am Tag in etwa verkaufen muss. Die Zahlen im Geschäftsplan schienen für die ersten Monate gar nicht so fiktiv gewesen zu sein und auch der grösste Teil meiner Annahmen hinsichtlich der Zielgruppe waren nicht so verkehrt. Dennoch steht das mit der Analyse noch auf meiner To-Do-Liste, eine Liste,die nur in meinem Kopf existiert. Sich die Zeit zwischen den Jahren zu nehmen, hat nämlich nicht geklappt. Ich war so erschöpft und insbesondere mein Kopf fühlte sich wahnsinnig voll an. Es waren vier so intensive Monate gefüllt mit neuen Aufgaben, einer neuen Rolle mit mehr Verantwortung, vielen neuen Gesichtern, Lebensgeschichten und vielen Namen, vielen Lernaufgaben (für’s Leben), Ideen, Inspirationen und Impulsen, Input und neuen Abläufen. Ich wusste nicht, dass ich eine derartige Auffassungsgabe besitze. Plötzlich konnte ich mir die Namen und oftmals die Kaffeevorlieben vieler Personen merken. Es scheint so, als wären viel mehr Dinge möglich, wenn man einem Thema absolute Bedeutung beimisst. Nachts in meinen Träumen konnte ich alles verarbeiten, um am nächsten Tag wieder einen freien Kopf zu haben. Nur kurz vor Weihnachten klappte diese Art der Kopfbefreiung nicht mehr. So habe ich die Tage zwischen den Jahren auch nur genutzt, um für etwas Klarheit und Ordnung zu sorgen. Jedenfalls glaube ich auch nach vier Monaten, dass ich mir keinen besseren Start für meinen Laden hätte wünschen können. Jede Woche kam eine neue Lernaufgabe hinzu. Es fühlte sich an, wie eine neue Fremdsprache zu erlernen. Man beginnt mit der Basisgrammatik und den ersten Vokabeln. Wöchentlich lernt man etwas Neues und Altes wird zusätzlich wiederholt. Café de María ist weiterhin schleichend wie ein Baby gewachsen. Ich habe für mich erste Potenziale erkannt und wie Anki, eine meiner Lieblingsgäste, meinte, beginnt jetzt wohl die Zeit, das “Baby” zu erziehen.
Für mich ist einer der bedeutungsvollsten Momente der frühe Morgen, da er einen neuen Tag einleitet. Ich bin gerade im Urlaub, um neue Energie und Sonnenschein für’s neue Jahr zu sammeln. Der magischste Moment hier ist gewiss morgens, wenn ich am Strand sitze, den Sonnenaufgang beobachte und einen sehr leckeren und besonderen Kaffee aus Äthiopien trinke. Mein Kaffeeequipment habe ich (natürlich) mitgenommen. Im Dezember habe ich an einem internationalen Kaffeewichteln (thirdwave wichteln) teilgenommen und mir wurde dieser feine äthiopische Kaffee von einer Frau aus Hongkong zugeschickt, denn es war ihr absoluter Lieblingskaffee.
Ja und weil jeder Morgen so besonders ist, bleibe ich geduldig und öffne auch weiterhin meinen Laden morgens um 7 Uhr. Denn es ist das Schönste, jedem eine Portion Lebensenergie mit in den Tag zu geben.